Formal reduziert und mit hohem technischen Anspruch richtet sich der neue Campus an die Herausforderungen der Zukunft. Durch die massive aber hierarchilose Volumetrie der neuen Baukörper gewinnt das Areal an stadträumlicher Bedeutung. Durch die Verbindung von Alt und Neu entsteht ein übergeordnetes Netzwerk.
Um als eine der größten Hochschulen Deutschlands dem steigenden Wachstum und dem internationalen Wettbewerb gerecht zu werden, muss die Hochschule München in die Zukunft blicken und über eine Expansion nachdenken. Bis zu 3000 zusätzliche Studierende sollen bis 2025 ihren Platz an der Hochschule finden. Unter Betrachtung der daraus resultierenden Anforderungen entwickeln wir eine Vision für den neuen Campus der Hochschule München. Hierbei beschäftigen wir uns speziell mit dem Campus an der Lothstraße.
Die Vision
Um die Hochschule München mehr in den städtischen Kontext zu rücken, das bestehende Potential herauszuarbeiten und mit den bestehenden Defiziten umzugehen, werden zwischen und an die bestehenden Strukturen neue Volumetrien präzise platziert. Hierdurch sollen die Räume gefasst und innerstädtische Plätze geschaffen werden. Die Neubauten sollen sich hierarchielos und mit einer gewissen Selbstverständlichkeit in den Stadtraum fügen, aber dennoch das Gesamtareal zu einem identitätsstiftenden Campus entwickeln.
Plätze & Tiefhöfe
Um den Campus gebietsübergreifend auch landschaftlich miteinander zu verknüpfen, wird vor dem E-Bau und dem Designgebäude ein urbaner Platz ausgebildet, der als Scharnier zwischen Campus A und B funktionieren und gleichtzeitig den zentralen Adresspunkt darstellen soll. Im Gebietsinneren bilden zwei Tiefhöfe den jeweilige Mittelpunkt. Diese dienen als unterirdische Verbindung der einzelnen Gebäude und der zwei Campusbereiche A und B. Desweiteren stellen sie eine entschleunigte Ebene zum Verweilen und Erholen dar.
Neubau & Erschließung
Um das Gebiet im bestehenden Stadtraum zu vernetzen und eine maximale Durchwegung und Öffentlichkeit zu gewährleisten, soll der neue Campus von allen Seiten zugänglich sein. Die Nähe zur Straßenbahn und zur Bushaltestelle an der Kreuzung Dachauerstraße und Lothstraße verlangt nach einem Verteilerplatz. Zwischen Designgebäude und E-Bau wird deshalb ein neuer Inselpunkt geschaffen, der die Funktion der Orientierung und Adressbildung erfüllt. So wird gewährleistet, dass sich die ankommenden Studenten einen Überblick verschaffen und sich auf dem Campus ihrer Fakultäten entsprechend verteilen können.
Nutzungen
Die Nutzungsverteilung wird in unterschiedlicher Bausteine gegliedert. Sowohl auf dem Gebiet A als auch auf dem Gebiet B gibt es einen Sonderbau (grün), der allgemeine und öffentliche Nutzungen wie Mensen, Cafés, Bibliotheken, Co-Working Spaces, einen Supermarkt und Sportbereiche beinhaltet. Bedingt durch die Stellung als Sonderbau und der Gebäudehöhe funktionieren diese als gebietsübergreifende Klammer, die beide Gebiete zusammenhalten. In den Institutsbauten (lila) sind die einzelnen Fakultäten mit Hörsälen, Seminarräumen, Arbeitsplätzen und Forschungsräumen untergebracht. Auch studentisches Wohnen (orange) findet seinen Platz.
Die Vernetzung
Der mittige Tiefhof soll zudem eine Rückzugsebene bilden, in der der Student die Möglichkeit hat zu verweilen und während des Unialltags zu entspannen. Er bildet das Gegenstück zu der „beschleunigten“ Erdgeschosszone, in der vorwiegend der tägliche Verkehr der Studenten zwischen den Vorlesungen stattfinden wird. Die schlichte Freiraumgestaltung des Tiefhofes betont die Ansicht der „entschleunigten“ Ebene und schafft sowohl einen Ort der Kommunikation als auch der Ruhe. Die Bepflanzung des Tiefhofes ragt bis über das Erdgeschoss hinaus und setzt somit die beiden Ebenen gekonnt in Verbindung. Durch einen durchgehenden Rundgang um den Tiefhof können die Studenten im Trockenen von dem einen zum anderen Gebäude gelangen.
Typologien
Es werden grundsätzlich zwei verschiedene Gebäudetypologien unterschieden: der Sonderbau und der Institutsbau. Um den unterschiedlichen funktionalen Ansprüchen dieser Baukörper gerecht zu werden, wurden die Konstruktionsweisen und Typologien entsprechend gewählt. Die Konstruktion des Institutsbaus 02 (der „Anpassungsfähige“) ermöglicht durch seine Konstruktion durch Fachwerkträger, deren Lastabfluss durch die am Innenhof liegenden Stützen verläuft, eine stützenfreie Fassade mit anpassungsfähigen Institutsräumen. Somit können weite Spannweiten überbrückt und der Grundriss flexibel gestaltet werden. Des Weiteren bewirkt das großzügig zu öffnende Erdgeschoss die Verbindung von Innen und Außen, von Campus und Stadt. Die Typologie des Sonderbaus (der „Multifunktionale“) soll einen ähnlichen Anspruch an Öffentlichkeit und Offenheit erfüllen, muss jedoch in seiner Typologie auf die multifunktionale Nutzung reagieren. Somit werden die Hauptstützen an die Fassade gelegt und so frei bespielbare, flexible Flächen geschaffen.

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